ePA – Datenschutz ist etwas für Gesunde

 

Um sich näher mit den Argumenten der Befürworter der ePA auseinanderzusetzen, trafen sich am 18.03.25 Mitglieder des ZZB-Vorstands sowie geladene Gäste von „Team Bayern“ und den „Freien Zahnärzten“ zum Gedankenaustausch mit Jörg Schiemann. Über die Online-Teilnahme war – neben zehn weiteren interessierten Kolleg*innen – auch der Präsident der BLZK Dr. Dr. Frank Wohl zugeschaltet.

Jörg Schiemann ist Diplom-Informatiker und seit 25 Jahren in der Software Industrie tätig. Seit 2018 arbeitet er als selbständiger Gesundheitsberater („Gesundheit im Griff mit Apps und smarten Geräten“). Als Keynote-Speaker und Projektmanager ist er in Funk und Fernsehen unterwegs. Seine Motivation nimmt der Buchautor vor allem aus seiner persönlichen Betroffenheit, er leidet seit mehr als 20 Jahren an einer chronischen Erkrankung.

Eröffnet wurde die Runde mit einem Impulsreferat von Herrn Schiemann, welches er mit einer entscheidenden Begebenheit aus seiner Erfahrung als Nieren-Transplan-tierter mit Polypharmazie begann. Er berichtete über die aktuellen Widerspruchs-zahlen zur ePA von ca. 4,6% bundesweit (AOK: 3,8%, DAK <4%, Barmer 5,3%) wobei das GMfG mit 20% Widerspruch gerechnet hatte. Er führte aus, dass nach wie vor ein Mangel an Information über die ePA bei Patienten vorliege und aus seiner Sicht als Informatiker die Hürde des Einstellens von Dokumenten nur im „PDF/A-Format“ zu groß sei. Außerdem sei das Verbergen von Daten patientenseits z.T. noch sehr kompliziert. Grundsätzlich ist er – auch vor dem Hintergrund aller Informationen, die Leute freiwillig ins Netz stellen – klarer Befürworter der ePA. „Datenschutz ist etwas für Gesunde“ und die Opt-Out-Lösung biete ja gerade die Möglichkeit eines Ausstiegs, es gäbe keine unwiderrufliche Verpflichtung.

Erwartungsgemäß regte sich zu diesen Aussagen auf Seiten der Zuhörer massiver Widerstand. Das Thema Datenschutz wurde in allen Facetten abgefragt. Es kam der White Hack des Chaos-Computer-Clubs zur Sprache. Frank Wohl zitierte den ehemaligen Datenschutzbeauftragten des Bundes Ulrich Kelber mit den Worten: „Ich würde mir eine ePA zulegen aber nicht diese“ und rekapitulierte den Datenhack bei D-Trust zu Beginn des Jahres. Zur Sprache kam ebenfalls, dass seit 2021 (Einführung der „freiwilligen“ ePA) ca. 2,1% der gesetzlich Versicherten eine ePA hatten, jetzt bereits mehr als doppelt so viele Personen der ePA widersprochen haben.

Obgleich bei derart gegensätzlichen Positionen kein Konsens zu erwarten war, wurde man sich doch einig darüber, dass die Informationen an die Patient*innen seitens der Politik und der gesetzlichen Krankenkassen deutlich zu gering ausfallen. Dabei fordert unsere standespolitische Seite natürlich die Darstellung der positiven und negativen Aspekte der derzeit begonnenen ePA.

Abschließend hat die zum Teil lebhafte Diskussion natürlich nicht zu einer Einigung aber zumindest zu Gedankenanstößen auch auf Seiten eines ePA-Befürworters beigetragen. Diese kann er zukünftig in die entsprechenden Gremien weitertragen.

 

v.l.n.r: Prof. Dr. Dr. Eberhard Fischer-Brandies (ZZB), Dr. Susanne Remlinger (FZ), Dr. Frank Hummel (ZZB), Dr. Katharina Reckhenrich (ZZB), Herr Jörg Schiemann, Dr. Anja Geisler (ZZB), Dr. Armin Walter (ZZB);